Was tun, wenn Ihr Hund plötzlich humpelt?
Wenn der sonst so agile Hund plötzlich humpelt, sind die meisten Hundebesitzer erst einmal ratlos. Dabei reicht oft schon ein falscher Tritt oder ein missglückter Sprung aus, um bei Hunden ein Hinken auszulösen. Das kann jedem Hund, unabhängig von Alter, Größe und allgemeinem Fitnesszustand passieren. Das Tückische: nicht jede Verletzung ist mit bloßem Auge erkennbar. Oft hinken Hunde aber einfach, weil sie sich die Kralle eingerissen oder eine kleine Verletzung am Ballen haben. Sind diese erst einmal richtig von Herrchen oder Frauchen versorgt, merken sie schon wenig später nichts mehr davon. In den meisten Fällen ist also alles halb so schlimm. Trotzdem sollte der Ursache auf den Grund gegangen werden, wenn Ihr Hund humpelt, um die Verletzung des Vierbeiners entsprechend behandeln zu können. Sie wollen ja nicht, dass er unnötig Schmerzen erleiden muss. Durch die richtige Aufklärung können Sie als Hundehalter Ersthilfe leisten und mit Ihren Beobachtungen den Tierarzt bei der korrekten Diagnose unterstützen.
Erste Warnzeichen erkennen
In der Regel kennen Hundehalter ihre Lieblinge so gut, dass sie Auffälligkeiten im Verhalten oder in den Bewegungen, wie eben ein Hinken oder Humpeln bei Hunden, sofort bemerken. Bei folgenden Änderungen des Gangbildes sollten Sie zusätzlich alarmiert sein:
- Ihr Hund bewegt sich deutlich langsamer und vorsichtiger als zuvor
- Das Gangbild Ihres Hundes ist steif
- Beim Gehen zieht Ihr Hund ein Bein nach
- In der Bewegung wird ein Hinterlauf hochgezogen und am Körper angelegt
- Statt das Bein voll aufzusetzen, wird nur die Vorderpfote beim Gehen belastet
- Ihr Hund hält einen Fuß ganz nach oben
- Ihr Hund lahmt nur gelegentlich
- Ihr Hund springt nicht mehr wie zuvor ins Auto oder die Treppe hoch
- Das Aufstehen fällt dem Tier deutlich schwer
- Ihr Hund hinkt bei nassem, kalten Wetter stärker
Mögliche Ursachen für das Humpeln Ihres Hundes
Manche der oben genannten Anzeichen lassen sich auf ein konkretes Ereignis zurückführen. So kann der Hund umgeknickt, oder in ein Loch getreten sein. Möglicherweise hat er sich auch bei einem Sprung das Bein verstaucht, oder es liegt ein traumatisches Ereignis, wie ein Sturz aus einer signifikanten Höhe, vor. Wie beim Menschen kann es außerdem auch bei Hunden zu Muskelkrämpfen kommen, die ein Lahmen verursachen. Entzündungen der Sehnen und Schleimbeutel können weitere Gründe für das Humpeln bei Hunden sein.
Wenn Hunde lahmen, müssen manchmal aber auch ernsthaftere Erkrankungen in Erwägung gezogen werden. Bei Osteoarthritis z.B. tritt neben dem Humpeln bei Hunden eine allgemeine Steifheit in den Knochen auf. Diese Alterserscheinung kann vom Tierarzt therapiert werden. Eine weitere mögliche Krankheit ist Displasie, eine Fehlbildung des Ellenbogens oder des Hüftgelenks. Die Diagnose dafür wird meist schon sehr früh im Hundeleben gestellt. Ein Anzeichen ist z.B., dass ein Hund hinkt, obwohl er trainiert wird. Diese erfordert einen chirurgischen Eingriff, um die Lebensqualität wieder herzustellen. Auch das Leiden Panostitis, das Tiermedizinern noch immer Rätsel aufgibt, kann dazu führen, dass ein Hund humpelt.
Sofortmaßnahmen, wenn Ihr Hund hinkt
Nur die Ruhe
Wenn Ihr Hund sich gerade akut den Fuß verstaucht hat, kann das in ihm Stress und Unruhe auslösen. Daher gilt es für Sie zunächst, beruhigend auf das Tier einzuwirken. Dazu gehört auch, dass Sie fremde Personen auf Abstand halten, auch wenn sie nur helfen wollen. Fremdes Einwirken könnte Ihren Hund nur zusätzlich verstören. Am besten leinen Sie ihn an, da Hunde auf starke Schmerzen oft mit beißen und schnappen reagieren. Falls Sie einen zur Hand haben, können Sie ihm auch einen Maulkorb anlegen. Nach einem schweren Unfall sollten Sie Ihren Hund zudem in die stabile Seitenlage bringen.
Beobachten Sie Ihren Hund
Humpelt Ihr Hund, aber es ist keine schwerere Verletzung erkennbar, sollten Sie seine Bewegungen genauer analysieren, um daraus eventuelle Maßnahmen ableiten zu können. Sie sollten wissen: Hunde sind Meister darin, Schmerzen zu verbergen. Sie sollten also nicht erst stutzig werden, wenn er vor Schmerzen jault. Der folgende Fragenkatalog soll Ihnen dabei helfen, dem Humpeln Ihres Hundes auf den Grund gehen zu können:
- Setzt der Hund ein Bein nicht richtig auf?
- Läuft der Hund steif?
- Sind die Bewegungen des Tieres deutlich verlangsamt oder nimmt der Hund eine Art Schonhaltung ein?
- Humpelt der Hund nur zeitweise oder durchgehend?
- Sind steife Glieder zu beobachten?
- Sind die Probleme direkt nach dem Aufstehen am größten?
- Sind Schwellungen an den Gelenken von außen sichtbar?
- Sind bestimmte Stellen an den Gelenken deutlich wärmer?
- Bewegt sich der Hund in letzter Zeit allgemein weniger als vorher?
Führen Sie erste Untersuchungen selbst durch
Wenn Ihr Hund stark hinkt, sollte bis zur weiteren Abklärung durch den Tierarzt eine Schonung erfolgen. Falls er sich einen Kreuzbandriss zugezogen hat, der von außen nicht sichtbar ist, kann normale Bewegung unter Umständen nämlich zu einem kompletten Durchriss führen. Folgendes können Sie bis zum Tierarztbesuch aber schon mal selbst tun:
- Das gesamte Bein nach äußeren Verletzungen untersuchen (Schnitte, Bisse, etc.). In Gegenden, in denen es Schlangen gibt, muss ein Biss in Betracht gezogen werden. Das ist gerade im Urlaub eine unterschätzte Gefahr.
- Die Pfotenballen, inkl. dem Zwischenzehenbereich und den Krallen auf Fremdkörper (Dornen, Glasscherben, etc.), kleine Risse oder wunde Stellen untersuchen.
- Die Gelenke abtasten und dabei auf überwärmte Punkte, aber auch eventuelle Schmerzreaktionen des Tieres achten.
- Manchmal sind Verhärtungen im Muskelbereich oder Verspannungen dafür verantwortlich, wenn der Hund humpelt. In diesem Fall kann probiert werden, wie eine leichte Massage auf das Tier wirkt.
- Die Gelenke des Tieres behutsam durchbewegen und auf Reaktionen achten.
Und jetzt ab zum Tierarzt
Anhand der Checkliste sollten Sie die Schwere der Verletzung grob einschätzen können, wenn Ihr Hund plötzlich humpelt. Jetzt können Sie beim Tierarzt anrufen und ihm den Zustand schon einmal telefonisch schildern. Er wird Ihnen mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem Besuch raten, welchen Sie auch befolgen sollten. Unterwegs oder im Urlaub ist ein Arztbesuch zwar nicht immer umgehend möglich, spätestens nach zwei Tagen ohne deutlicher Besserung sollte jedoch einer erfolgen. Nur so ist eine fachgerechte Therapie gewährleistet und die Genesung Ihres humpelnden Hundes absehbar!